VEB mobil
auf hohlen Gassen
- Jörg
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Wir vom VEB Ungelsheim haben früh erkannt, dass neben dem Alkoholgenuss, den Freuden an Musik und literarischer Erbauung, auch, und insbesondere, Mobilität zu den Bedürfnissen unserer Zeitgenoss*Innen(1) zählt.
Mobilität und Fortkommen als allfällige, existenzielle Aufgabenstellungen
Die Frage: “wie komme ich von A nach B” war schon immer eine grundlegende Aufgabenstellung unserer Existenz.
Und die Antwort darauf war dabei stets "je nach dem": früher, da war mehr "zu Fuß". Und wir ritten. Auf Kamelen, Pferden Eseln, Ziegen etc.
Wir ließen uns - je nach sozialem Habitus - auch mal auf Sänften durch die Gegend tragen. Dann haben wir die Erfindung des Rades dazu benutzt, das Fortkommen im Beritt der erwähnten Esel, Pferde, Kamele oder Ziegen durch die Erfindung des Gespanns zu verfeinern. Schließlich muss nun der nicht mehr auf Kamel steigen, sondern nur noch in die Kutsche, der den Punkt B nicht fußläufig (im (würg) Makler*Innen-Deutsch) erreichen wollte.
Mobilität als Vehikel und Ziel der steten Erneuerung
Carl Benz und Konsorten nun erfanden dann im 19. Jahrhundert die Kraftdroschke und ersetzten das Zugtier durch die enorme Kraft und jene unbändige Freude, die nur ein Motor abzugeben in der Lage ist.
Dies versetzte der Mobilität des Menschen, und, ja, auch der Menschheit, einen geradezu atemberaubend innovativen Schub.
Darauf aufbauend haben sich auch andere Dinge in unserem Leben verändern und verbessern können.
Wir mussten ab sofort nicht mehr mühsam zum Tante Emma Laden, und unsere Tageseinkäufe in Taschen Tüten Rollwägelchen oder Rucksäcklein nach Hause schlören.
Nein, wir konnten bequem zum Einkaufszentrum unserer Wahl hinaus auf die grüne Wiese fahren, Skalen- und Kosteneffekte, die die Händler an uns großzügig weitergaben, nutzen, um dort billige Güter wohlfeil zu erwerben.
Ohne die "Kofferräume" unserer Suffs hätten wir dann dort gleich an Ort und Stelle gemerkt, dass wir einen Fehler gemacht haben. Ich sag mal so: Wer von euch da nur einmal ohne Auto auf einer dieser Grünen Wiesen stand, Kilometer entfernt von der eigenen Wohnung, mit Stiegen und Paletten voller Schnäppchen aus verderblichem Billigfleisch, Eiscreme-Familienpackungen etc., der versteht meine Argumentation.
Und auch als nach Ausbruch der digitalen Revolution das Einkaufserlebnis ins Internet verlagert werden konnte, so mussten die Waren dennoch letztlich physisch zu uns verbracht werden. Nicht alle, manches können wir downloaden, aber wer das mal mit einem trivialen Liter Milch versucht hat, der weiß, welche unüberwindbaren Probleme dabei auftreten. Auch hier - ich bin jetzt wieder beim Warenversand - nutzen die Boten allenfalls für die aller- allerletzte Meile ihre eigenen, müden Füße. Sie setzten ansonsten auch auf (bzw. sich selbst in) bewährte Transport- und Fortbewegungsmittel wie Lieferwagen und ähnliche Kraftdroschken.
Statements
Die Bedeutung des eigenen Fahrzeuges bleibt jedoch erhalten. Es ist ein Statement geblieben zum Beispiel für ein bestimmtes Markenbewusstsein oder für ein Lebensgefühl.
Ich selbst, der Autor dieser bescheidenen Zeilen, habe beispielsweise stets Wert auf schicke kleine flache Flitzer mit ordentlichst PS gelegt.
Dies, zum einen, um meine grundsätzlich sportliche Note, die sich leider nicht in meiner Physis hinreichend repräsentiert, zu betonen.
Zum andern: Ich stelle heraus, was ich mir alles leisten kann. Einfach so. Lotus Europa? Gefällt mir. Kauf ich mir. Alfa 4c? Cool. Kauf ich mir. Warum? weil ich es kann.
Des Weiteren: Auch der Weiber wegen.
Ebent ein Statement.
Mobilität, Innovation & Vergesellschaftung
Daneben war und ist die Entwicklung einer gerechten Gesellschaft und genossenschaftlicher Modelle einer jener strahlenden Sonnen im Kosmos meiner Gedanken, in deren Orbit, felsigen Planeten gleich, meine Geschäftsideen kreisen.
Von hier aus war es für meinen sprühenden Geist nur einen Katzensprung bis hin zum Gedanken, dass wir die Mobilität der versunkenen Deutschen Demokratischen Republik wohlwollend aufgreifen. Mit einem Trabantverleih wäre es möglich, all den Menschen, die dem angeblichen Charme dieses dumpf-dunkeldeutschen Terrorregimes nachtrauern, die Möglichkeit zu geben, sich heute noch, Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer, gegen ein kleines Entgelt (etwa in Deutsch-Mark-West/Euro oder USD) in eine dieser stinkenden, mit naturfaserverstärktem Kunststoff beplankten Gefährte zu setzen und sie wieder zu fahren. Ganz so, als wäre damit im blauen Dunst deren Zweitakt-Auswurfes die Gute Alte Ossi-Zeit erschnüffelbar (würg-röchel).
Klägliches Scheitern als wohlverstandener, nötiger Umweg zur Erreichung unserer Ziele
Leider mussten wir diesen an sich sinnvollen geschäftlichen Weg beenden. Nicht etwa weil sich die Sonne des Sozialismus als schwarzes Loch entpuppt hätte - um in diesem so schön Vergleich zu bleiben - nein sondern weil wir es schlichtweg nicht auf die Kette bekamen, die Plaste-Karren in einen Zustand zu bringen, in dem man sie hätte verleihen können.
Das Scheitern und all die Mauern, gegen die wir voller Elan und Plem-Plem gerannt sind, sind jedoch, das wissen wir, nicht die Grenze, das Ende, sondern vielmehr der eigentliche Weg der Weiterentwicklung.
Somit führen wir den Gedanken an automobile Konzepte in anderen, zukunftsweisenderen Gewänden fort. Hierzu später vielleicht mehr.
(1) Grundsätzlich bin ich bemüht, geschlechtsneutrale Begriffe zu benutzen. Alternativ oder wenn diese nicht gefunden werden können, versuche ich die weiblichen und männlichen Sprachformen als Paarformel, die mit einem „und“ bzw. „oder“ verbunden werden, zu verwenden. Der Schrägstrich zur Abkürzung der Paarformel (z. B. Mitarbeiter/innen) rutscht mit derzeit noch hier und da durch, wird in Fließtexten aber auf jeden Fall zu vermeiden versucht. Ansonsten berufe ich mich hilfsweise aufs sogenannte “Generische Maskulinum”, das da also vorgibt, wie folgt schreiben zu dürfen: “Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter”.